Serie#21: Aktivitäten unserer Mitglieder: hier Inneneinsichten von Marcus Sanden von der COP27

Für meine Dissertation, in der ich mich mit der Klimawandel-Governance auf UN-Ebene befasse, war ich vom 12.-18. November auf der 27. Weltklimakonferenz (COP27) in Sharm el Sheikh in Ägypten.

Die COP bestand aus einer sogenannten Green Zone und einer Blue Zone. Während sich in der Green Zone Ministerien, Universitäten und Unternehmen präsentierten, versammelten

sich in der Blue Zone die Delegierten der Länder, die die Klimaverhandlungen auf UNFCCC-Ebene durchführten. Zudem war in der Blue Zone fast jedes Land mit einem eigenen Pavillon

vertreten, indem Diskussionen abgehalten, aber auch Reden von Minister:innen und Staatspräsident:innen gehalten wurden. Zu meiner Überraschung waren auch zahlreiche

Vertreter:innen der fossilen Energiewirtschaft, teilweise mit eigenen Ständen, vor Ort. Insbesondere die Blue Zone war hermetisch abgeriegelt und von zahlreichen

Sicherheitsleuten bewacht. Der Einlass jeden Morgen glich den Sicherheitsschleusen eines Flughafens.

Zudem gab es zahlreiche von NGOs, Privatwirtschaft, Universitäten und Staaten organisierte Side-Events zu klima- und entwicklungspolitischen Themen.



Auch die Klimaprotestler:innen waren in Form von bspw. Fridays for Future, Extinction Rebellion etc. vertreten. Diese waren in ihren Handlungen allerdings sehr eingeschränkt, was

darauf zurückzuführen ist, dass es sich bei Ägypten um einen Polizeistaat handelt, der selbst auf dem COP-Gelände immer wieder versucht hat, sich über geltendes UN-Recht zu stellen,

worüber sich auch der Deutsche Pavillon mehrfach bei der ägyptischen Konferenzpräsidentschaft beklagte (siehe auch https://www.handelsblatt.com/politik/international/weltklimakonferenz-sorge-wegen-staatlicher-beobachtung-deutschland-beschwert-sich-bei-aegypten/28806428.html).



Es war sehr spannend eine Klimakonferenz hautnah mit zu erleben und der Status eines Observers (es gab verschieden Zugangskategorien, wie Visitor, Observer, Party, Press etc.)

hat es mir zudem ermöglicht, Zutritt zu zahlreichen Events auf der COP zu erhalten, deren Teilnahme einem sonst verwehrt geblieben worden wäre. Klimapolitisch war die Konferenz,

eher ernüchternd. Zwar gelang erstmals sich darauf zu einigen, dass es klimawandelbedingte Schäden gibt, die unumkehrbar sind und das Staaten der nördlichen Hemisphäre Länder der

südlichen Hemisphäre dafür entschädigen werden. Hierzu wurde eine Kommission gegründet, die bis zur nächsten COP im nächsten Jahr in Dubai erörtert soll, welche Staaten

wieviel Geld dafür bereitstellen werden. Andere drängenden Fragen wurde jedoch nicht geklärt. So mangelte es bspw. weiterhin an ausreichenden Zusagen, um die jährlich

versprochenen 100 Milliarden US-Dollar für Anpassungsmaßnahmen im globalen Süden bereitzustellen und auch im Bereich Mitigation konnten sich die Staaten auf keine

signifikanten Maßnahmen einigen, die die notwendige Reduzierung des globalen Treibhausgasausstoßen vorantreiben würden, wie es Klimaforscher:innen immer wieder

einfordern. Für mich war es dennoch sehr spannend und darüberhinaus konnte ich wertvolle Kontakte knüpfen.