Ein existenzsicherndes Einkommen?

„Die Möglichkeit, ein Einkommen zu erwirtschaften, ist Voraussetzung für ein menschenwürdiges Leben und die Verwirklichung der Menschenrechte …“ So oder ähnlich liest man es bei vielen entwicklungspolitischen Organisationen. Doch nicht alle Ausschreibungen, die das Spinnen-Netz erreichen, enthalten Honorare in existenzsichernder Höhe.

Kürzlich hat eine staatlich finanzierte Organisation über unseren Verteiler Trainer*innen für unterschiedliche Seminare im Rahmen eines entwicklungspolitischen Bildungsprogrammes um Angebote gebeten. Gesucht wurden berufserfahrene und zertifizierte Menschen. Geboten wurde für jeweils dreitägige Seminare (plus mindestens 2 bis 3 Vor- und Nachbereitungstage sowie langer Anreisezeit, die allerdings nicht berücksichtigt wurden) ein festes Honorar in Höhe von 1.350 Euro. Umgerechnet sind das keine 250 bis 300 Euro pro Tag für anspruchsvolle Aufgaben.

Vollzeit-Freiberufler*innen können so kein existenzsicherndes Einkommen erwirtschaften. Gerade die Hälfte dieser Summe bleibt davon übrig, wenn alle Kosten, die Einzelunternehmer*innen bei ihren Honoraren einrechnen müssen, finanziert wurden. Zu diesen Kosten gehören unter anderem die Krankenversicherung (muss von Selbständigen zu 100 Prozent selbst finanziert werden), Einkommenssteuer, Altersvorsorge, Bürokosten, Versicherungen und vieles mehr. Akquise- und Administrationskosten sowie Reisezeiten sind hier noch nicht eingerechnet.

Um diese Abwärtsspirale der Honorare nicht noch weiter zu (be)fördern, sollten meiner Ansicht nach keine Angebote mehr auf solche Ausschreibungen abgegeben werden. Oder wir sollten uns hier aktiv positionieren. Berufseinsteiger*innen und nebenberuflich Tätige sehen diese Einsatzmöglichkeiten vielleicht als Einstiegschance in den Markt, sollten jedoch bedenken, dass sie beim jeweiligen Auftraggeber von diesen niedrigen Honoraren voraussichtlich nicht mehr wegkommen und zudem zu den niedrigeren Honoraren für uns alle beitragen, wenn sie derartige Angebote annehmen. Mir ist bewusst, dass kein Angebot und somit auch kein Honorar nicht für jede/n eine Option ist.

Daher freue ich mich auf Ideen/Anregungen, wie wir mit der nicht auf eine Organisation beschränkten Niedrighonorar-Thematik als Netzwerk und gegebenenfalls auch darüber hinaus umgehen könnten/sollten.

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