Öko-Care-Arbeit - ein Luxus oder konsequente Notwendigkeit?

Anbei für Euch ein spannender Artikel von der Wissenschaftlerin Maria Osietzki, die diesen Artikel "Bonn im Wandel" geschenkt hat - und gern hier im  Blog mit der Kommentarfunktion diskutiert werden kann. (Die Kommentare erscheinen nur im Mitgliedergeschützten Bereich).

Öko-Care-Arbeit braucht Finanzierung – Erwerbsarbeit braucht Transformation

"Für ein bestehendes System zu arbeiten kostet uns die Zukunft. Stellen wir uns vor, „Arbeit“ würde als wichtigste gesellschaftliche Ressource fortan nur noch in einer fundamental regenerativen Wirtschafts- und Verwaltungsform eingesetzt. Zu stoppen wäre der toxische Trend, mehr Natur zu verbrauchen, als sich regenerieren kann. Da Menschen durch ihre Arbeit und Produktivität den Klimawandel verursacht haben, liegt es prinzipiell in ihrer Reichweite, seine Folgen einzudämmen und extraktive Wirtschaftsweisen planetar zu beenden.

In und für ein klimaschädigendes System zu arbeiten, geschieht mehrheitlich im Rahmen abhängiger Erwerbsarbeit. Täglich führt sie zu irreparablen ökologischen Verlusten. Die übliche Lohnabhängigkeit lässt in der Regel nicht zu, sich für eine ökologisch sinnvolle Erwerbstätigkeit zu entscheiden. Durch Arbeit den eigenen Lebensunterhalt individuell verdienen zu müssen, kostet kollektiv den Preis einer nachhaltigen Zukunft. Diese bittere Ironie wird nur selten in öffentlichen Kontroversen angesprochen.  Klimadebatten nehmen selten explizit auf das Thema „Arbeit“ Bezug, als sei es in der Kommunikations- und Wissensgesellschaft ein Tabu, dass alle Menschen im Rahmen ihrer Lohnarbeit viel mehr Wirksamkeit für einen öko-sozialen Wandel bewirken können als im Ehrenamt.

Es fehlt die Frage: Wie müssen und sollen wir künftig arbeiten?

Täglich werden Forschungsergebnisse über den Klimawandel und über die dringend nötige Transformation produziert. Lautstark ertönt die Forderung, der Bildung für nachhaltige Entwicklung mehr Raum zu geben. Argumente für die Dringlichkeit einer ökologischen Wende werden mit immer mehr Nachdruck vorgebracht. Die Agenda in der Transformationsforschung wie in der zivilbürgerlichen Gesellschaft wird angeführt von den Fragen: „Wie wollen wir leben?“ und „Wie wollen wir uns regieren?“  Jenseits der Selbst- und Gemeinschaftsoptimierung im Rahmen von „New Work“ wird nur in spezialisierten Sektoren der Forschung das Thema einer nachhaltigen Arbeitsgesellschaft erörtert. Die erwerbstätige Bevölkerung hört hingegen kaum öffentliche Debatten über das ökologische Problem, wie man in einem zukunftsfähigen Erwerbsleben überleben kann. Die Frage: „wie müssen, sollen und wollen wir künftig arbeiten“ für und in einer regenerativ wirtschaftenden Sozietät ist im öffentlichen Bewusstsein kaum präsent.

Es fehlt ein Leitbild für die ökologische Revolution der Arbeit

Wenn in der Transformationsforschung Plädoyers für eine „Lebens- oder Mußegesellschaft“ gehalten werden, kommt der Verdacht eines akademischen Bias auf; wertschätzend wird von ökologischem Landbau und bioökonomischen Experimenten gesprochen; auch sind inzwischen die Diskurse über Gemeinwohlorientierte Wirtschaft und über Environmental Social Govenance (ESG) weit verbreitet. In einem gesellschaftlichen Umfeld, das sich über Human Ressource Management Gedanken macht, gerät aber oft aus dem Blick, dass es „Arbeit“ ist, die durch die Verwertung und Umformung von Ressourcen zu den essentiellen Grundlagen des Lebens und Überlebens beiträgt. Die ökologische „Revolution der Arbeit“ hat kein Leitbild, das sich ausschließlich einer produktiven und effizienten Einhaltung der planetaren Grenzen verschreibt und sich konsequent an natürlichen Bedingungen und sozialen Formen klimapolitischen „Überlebens“ ausrichtet." ... weiter gehts hier auf der Website von Bonn im Wandel